15.03.2020

SUBS, Social Media ohne Zucker - Ein Interview mit Kevin Gallas Mayer

  • Social-Media

SUBS, das Social Media Netzwerk #ohneZucker, fair für die Nutzer, fair für die Creators und fair für die Umwelt, so steht es zumindest auf der Website. Klingt spannend, so spannend, dass ich hier unbedingt ein wenig Nachforschen musste.

Ich war fast von Anfang an als Beta-Tester dabei und trotz so einiger Probleme, insbesondere mit Android, war und bin ich immernoch begeistert. Vorallem das minimalistische User-Interface hat es mir angetan. Zudem überraschte mich der mega unkomplizierte, nette und direkte Kontakt zu den Gründern. Aber ich glaub hier könnte ich noch einen weiteren Blogpost mit füllen, daher genug der Intro. Ich hab Kevin für ein Interview begeistern können, here you go...

Kevin Gallas Mayer

Ein social Netzwerk baut man ja nicht mal eben so. Entweder steckt ein großer Konzern dahinter oder aber ein sehr ambitioniertes Startup. Wie seid ihr einzuordnen?

Hallo zusammen, und vielen Dank für die Einladung! Wir freuen uns sehr mit dir zu quatschen, Tobias. Zu deiner Frage, wir sind ein Startup. Ein Konzern hätte gar nicht genügend Flexibilität um so ein unkonventionelles Projekt anzugehen, geschweige denn Interesse ein Creators Beteiligungsmodell anzubieten. Wir hingegen sind ein kleines, und dadurch sehr flexibles Team ohne bürokratischen Overhead.

Natürlich wollen die Leute nun erstmal wissen wer hinter Subs steckt. Würdest du uns hier einen Einblick geben?

Gerne, kurz zu mir: ich heiße Kevin Gallas Mayer, bin 28 Jahre alt, in Brasilien geboren und lebe seitdem ich 10 Jahre alt bin in Deutschland. Eigentlich studierter Architekt, aber ich war mein ganzes Leben schon Creator und habe immer schon Kunst, Musik und auch Videos gemacht. Eine Motivation SUBS zu gründen war definitiv diese kreative Arbeit lohnenswerter zu machen.

Das SUBS Team ist heute 9 Köpfe stark, voll remote arbeitend und über ganz Europa verstreut. Uns alle verbindet der gemeinsame Glaube, ein Social Media Unternehmen muss im Kern sozial sein, also im Business Model. In einem so kleinen Team müssen alle überall mitwirken, und so hat jeder einzelne großen Einfluss auf die resultierende SUBS Experience.

Instagram erwartet von seinen Nutzern, dass sie andere Nutzer an das Netzwerk binden. Was sind die Erwartungen an eure Nutzer?

In erster Linie hoffen wir einen Mehrwert bieten zu können. Denn wann auch immer man etwas baut hat man den Wunsch, dass es auch genutzt wird. Am liebsten möchte ich sagen, wir hätten keine Erwartungen, aber das stimmt auch nicht. Wir erwarten, dass sich Community-Mitglieder anderen gegenüber respektvoll verhalten und gesellschaftliche Normen einhalten. Und selbstverständlich freuen wir uns über jegliches Feedback und Unterstützung aus Seiten der Community, sei es in Form von konstruktiver Kritik oder einer Weiterempfehlung.

Bei SUBS gibt’s zudem noch die Besonderheit des Beteiligungsmodells für verifizierte Creators. Man könnte es mit einer Wohnungseigentümergemeinschaft vergleichen, also einem Haus, welches vielen Parteien zu teilen gehört. Jeder erwartet zurecht, dass das gemeinsame Eigentum ordentlich behandelt wird.

Subs wurde letztes Jahr ordentlich gepusht, derzeit empfinde ich das es etwas ruhiger geworden ist. Kommt das nur mir so vor und wie sind eure Pläne für dieses Jahr?

Hahaha, ja dieser “Push”, von dem du sprichst, kam ja zu 100% aus Seiten der Beta Tester, und dafür sind wir sehr dankbar. Die Fotografen- & Model-Community hat SUBS sehr schnell angenommen und es über Mund zu Mund in ihren Kreisen verbreitet. So haben wir das Beta-Ziel von 1000 Nutzer in etwas knapp über einem Monaten erreicht. Abgesehen von einer Verlosung mit 1000 € Hauptgewinn haben wir keine Werbung gemacht. Nach dem Gewinnspiel ist die Community auch weiterhin ganz ohne unser Zutun stetig gewachsen und trotz fortlaufender Beta mit teils komplizierten Download-Verfahren. Das war für uns ein wichtiges Signal und hat uns gezeigt, dass die Menschen durchaus offen für etwas Neues sind. Tatsächlich wurde uns häufiger gesagt man suche schon länger nach einer ordentlichen Alternative zu Instagram und Youtube. Nach dem Launch haben wir natürlich vor in verschiedene Marketing Kanäle zu investieren.

Um solch ein Netzwerk, langfristig erfolgreich zu machen, muss eine monetarisierung stattfinden. Wie ist dies geplant? Werdet ihr z. B. Werbung einblenden?

Eines der wesentlichsten Probleme mit heutigen Social Media Unternehmen liegt im Kern ihres Business Models, den targeted Ads. Das bedeutet:

  1. Langfristig kann es zwangsläufig nur auf Kosten der Privatsphäre seiner Nutzer Profit schlagen, z.B. indem man die aktuellen Interessen seiner Nutzer über das gesamte relevante Internet ausspioniert, um ihnen möglichst passgenaue Werbung vorschieben zu können.
  2. Plattformen, die selbst Reichweite verkaufen, haben ein Interessenkonflikt damit, dass es ihre Nutzer teilweise for free erhalten. Ganz besonders, wenn diese nun selbst damit Geld verdienen möchten. Jeder Euro, welches in Creator Marketing gesteckt wird, wird nicht in z.B. Facebook Ads ausgegeben. Dagegen ist auch die Vermittlung von Creators auf Provisionsbasis nicht lohnenswert für einen Konzern mit hohen Fixkosten.
  3. Somit leiden die Content Creators am meisten unter den Algorithmen und profitieren zudem finanziell am wenigsten am Erfolg der Plattformen, die erst durch sie großartig wurden.

Wir sehen dagegen Content Creators als das schlagende Herz einer jeden Community, denn niemand geht auf soziale Netzwerke um Werbung zu sehen. Menschen gehen auf Social Media, um nutzergenerierte Inhalte zu sehen. Deshalb wollten wir nach einem Modell suchen, welches perfekt für Content Creators ist. SUBS wird Creators und Sponsoren direkt miteinander verbinden für Kooperationen & Sponsorships. Das bedeutet wiederum:

  1. Wir vermitteln die Creators und somit die Quelle allen Interesses direkt mit den potentiellen Sponsoren. So können wir die Privatsphäre unserer Nutzer außerhalb der Plattform auch wirklich langfristig respektieren.
  2. Da wir selbst keine Werbung schalten ist unsere höchste Priorität, dass Creators die höchstmögliche Reichweite erlangen können. Auch können wir uns darauf fokussieren es Unternehmen so einfach wie möglich zu gestalten, Creators zu finden und Kooperationen zu starten.
  3. Nun möchten oder können manche Creators nicht mit Unternehmen kooperieren. Durch das Creator Shares Beteiligungsprogramm stellen wir sicher, dass alle Content Creators ihren fairen Anteil am Erfolg der Plattform erhalten.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen ein neues soziales Netzwerk aufzubauen und was is die Intention dahinter?

Eher unkonventionell. Normalerweise hat man ja eine Idee, eine Lösung zu einem Problem, welches man dann Investoren vorstellt. So war es auch bei meinem ersten Startup. Bei SUBS war es genau andersherum: der Investor, mit dem ich bereits zuvor gearbeitet hatte, kam mit einer gescheiterten und halb fertig entwickelten Social Media App zu uns und fragte, ob wir noch etwas daraus machen könnten. Zur Info, das ursprüngliche Projekt war nicht mal in die Beta gekommen. Selbstverständlich war meine erste Antwort “Äh.. nein.” Eine neue Social Media Plattform in einem von Monopolen, im Grunde von Zuckerberg allein geführten Markt zu starten war für mich undenkbar.

Tatsächlich ließ mich aber der Gedanke damals nicht los. Creators machen Social Media aus, und sie haben am wenigsten von all dem. Außerdem braucht Europa eine eigene Social Media Lösung, eine Plattform #ohneZucker. Und so feilten wir über mehrere Monate am ideologischen Konzept einer Social Media Plattform, welche verifizierte Nutzer via Creator Shares direkt am finanziellen Erfolg des Unternehmens beteiligt. Dieses gescheiterte Vorprodukt war also der Schlüssel zu SUBS, denn ohne wäre die Argumentation, die Nutzer einfach so an die Plattform zu beteiligen, kaum möglich gewesen. Uns war wichtig nicht einfach nur noch eine Social Media App mit ‘nem netten Feature zu sein, sondern die Stärke des Unternehmens anhand eines grundlegend anderen Mindsets & Business Models aufzubauen.

In Instagram muss man für jede sparte ein neues Profil anlegen. Wie wollt ihr es covern wenn jemand vielseitig ist z. B. Model, Fotograf und Blogger oder gar einzelne Projekte darstellen mag?

Generell möchten wir niemanden vorschreiben, wann, wie häufig oder wie man sich auszudrücken hat, so wie es Instagram mit seinem Algorithmus erzwingt. Wir sehen unsere Aufgabe eher darin die dafür notwendigen Tools zur Verfügung zu stellen. Aufgrund des zahlreichen Feedbacks unserer Community haben wir bereits Konzepte zu Multi-Channels, Gruppen und Nutzer Listen, welche wir zu gegebener Zeit verwirklichen möchten.

Wichtig ist, dass wir bewusst einen Schritt vor den anderen setzen, um nicht zu stolpern. Je mehr Features, desto komplizierter die Standhaltung der Software, desto mehr Leute müssen wir in unser Team holen, desto aufwändiger, ineffizienter und teurer der Fortschritt. Besser ist es sich als kompaktes Team nur auf das wirklich Wesentliche zu fokussieren.

Wie viele Nutzer habt ihr derzeit?

Das steigert sich täglich. Heute haben wir um die 4,5 Tausend registrierte Accounts, und wie gesagt alles über Mund zu Mund. Deshalb findet man heute vor allem Fotografen & Models in der Community, auch wenn bereits vereinzelt Musiker, Künstler, Illustratoren, Make-up Artisten und auch ganz gewöhnliche Leute drauf zu finden sind. SUBS wurde für alle gemacht. Das schöne ist, dass viele, die seit Tag 1 der Beta dabei sind, heute noch aktiv sind. Im ersten halben Jahr der Beta wurden bereits über 40.000 Posts & Stories veröffentlicht und über 1 Million Herzen verteilt. Wir hätten uns niemals erträumt, dass eine so kleine Community so aktiv sein kann! An dieser Stelle auch noch ein kurzer Shout-out an unsere wunderbare SUBS Community, danke euch für eure Unterstützung und euren krass hochwertigen Content 🙏🏻

Bei so vielen Nutzern habt ihr euch bestimmt schon mit Themen wie Hassrede, Hetze, Mobbing, Sexismus auseinandergesetzt. Was sind eure Maßnahmen um sowas in eurem Netzwerk zu minimieren und es zu einem besseren Ort zu machen?

Glücklicherweise ist der Umgang in der Community bisweilen sehr freundschaftlich, abgesehen von vereinzelten Fällen mussten wir nie eingreifen. Uns ist jedoch bewusst, dass diese Probleme mit der Skalierung nur schlimmer werden. Wir sorgen deshalb jetzt schon vor, etwa z.B. mit der freiwilligen Verifizierung. Als verifizierter Nutzer hat man dann die Option die Kontakt-Schnittstellen wie Kommentare oder Privatnachrichten auf andere verifizierte Nutzer zu begrenzen. Damit gehen wir von Anfang an entschieden gegen anonyme Trolls, offensive sexuelle Belästigung, sowie gesetzwidrigen Hassreden und Morddrohungen, wie aber auch allgemein jeglicher Art von Social Bots und die damit verbundene Meinungsmache und Massenmanipulation vor.

Ihr hattet gegen Ende letzten Jahres einen NSFW Schalter eingefügt. Das heißt natürlich auch, dass es in eurem Netzwerk erlaubt ist, viel zu zeigen. "Nippel" sind eine Sache, aber was ist mit Pornographie oder geschmacklosen Bildern? Habt ihr Filter implementiert, die das Netzwerk daran hindern, in diese Richtung abzudriften oder wie seht ihr das?

NSFW ermöglicht uns künstlerische Freiheit und Jugendschutz parallel zu gewährleisten. Uns war aufgefallen, dass die selben Akt Bilder auch auf Instagram hochgeladen wurden — wo sich Minderjährige befinden — aber wenn überhaupt mit einer minimalen Zensur über den halben Nippel um den Algorithmus auszutricksen. Wir finden, das ist keine gute Lösung. Besser wir ermöglichen Künstlern und Fotografen ihre Werke zensurfrei zu präsentieren, und verbergen diese Inhalte konsequent vor Minderjährigen. Obendrein können wir den NSFW Filter auch dazu nutzen dieselben Inhalte auch vor Erwachsenen zu verbergen, die das einfach nicht sehen möchten. Und in Verbindung mit der im März kommenden freiwilligen Verifizierung können wir auch 100% sicher stellen, dass Kids diese Inhalte nicht sehen, denn bei der Anmeldung ein falsches Geburtstag angeben kann jeder, aber ein falsches Geburtsdatum zu verifizieren funktioniert nicht.

Geschmacklosigkeit und Pornografie lassen sich mit einem automatisierten Filter nur bis zu einem bestimmten Grad von künstlerischen Akt unterscheiden. Deshalb setzen wir auf ein hybrides System, um das Beste aus beiden Welten zu vereinen: eine automatisierte Sortierung sorgt für die Skalierbarkeit & Effizienz der menschlichen Entscheidungsfindung. Zudem gibt es natürlich auch weiterhin die Möglichkeit für jeden einzelnen Beiträge zu melden, welche gegen die Community Richtlinien verstoßen.

Ab einer gewissen lokalität und Nutzeranzahl, werden sicherlich auch Parteien auf euch aufmerksam, oder sind es schon geworden. Wie geht ihr damit um? Ist Subs Politisch oder versucht ihr so gut wie möglich neutral zu bleiben?

Bisher gab es noch keinen politischen Diskurs auf der Plattform. SUBS ist eine Plattform für Menschen. Der Mensch in unserer Gesellschaft ist politisch, bewusst oder unbewusst. Als Plattform sehen wir unsere Aufgabe darin als neutraler Beobachter auf einen angemessenen Tonfall zu achten und für Fairness zu sorgen. Auch hier kann die freiwillige Verifizierung helfen, da es politische Manipulation oder Meinungsmache durch Social Bots verhindert.

Wie schaut's aus mit der Klimakrise, social Media frisst viel Speicher und verbraucht viel Traffic. Wie seit ihr diesbezüglich eingestellt?

Das Thema beschäftigt uns seit der Geburt unserer Tochter ganz besonders. Das Projekt war bei Übernahme bereits in AWS aufgesetzt, deren Server jedoch bereits zu 50% mit erneuerbaren Energien wie Solar & Wind betrieben werden. Wir möchten proaktiv mehr Verantwortung übernehmen, um die SUBS Nutzung möglichst CO2-neutral zu gestalten. Zum Beispiel ist unsere remote Unternehmenskultur an sich ein CO2 Einsparer, denn durch das Home-Office gibt es keinen extra CO2 Ausstoß für Arbeitshin- & -rückweg. Auch brauchen wir keine extra Büroflächen, was der Umwelt ebenfalls zugute kommt.

Unternehmen wie Ecosia laufen auf Zero Emission und investieren in Umwelt und Klimaschutz. Hab ihr über Maßnahmen nachgedacht, um das Netzwerk Nachhaltig zu machen und damit herauszustechen?

Bei einem Spaziergang über die leere Münchner Theresienwiese haben wir uns gefragt, wie wir zusätzlich etwas Positives für die Umwelt tun können. Wir hatten gelesen durchschnittlich verbrauche man jährlich ca. 365 kWh Strom an Internet, laut carbonify.com entspricht das in etwa einem Baum. Zusätzlich waren letztes Jahr so viele Brände wie noch nie zuvor, was uns sehr zu Denken gab. Ergebnis diesen Spaziergangs war die “Don’t be a bot, plant a tree” (engl. “Sei kein Bot, pflanz’ ein Baum”) Initiative, in der wir einen Baum für jeden verifizierten Nutzer spenden.

Wie schaut es aus mit den Bildrechten. Facebook und Instagram räumen sich Rechte ein, Bilder von Usern als Werbung zu benutzen. Zudem installiert Facebook in alle Bilder Trackingdaten. Lehnt ihr solche Wege ab? Werdet oder habt ihr euch Rechte an den Bildern der Nutzer eingeräumt?

Alle auf SUBS veröffentlichten Inhalte gehören den Urhebern zu 100%. Als öffentliche Plattform brauchen wir jedoch Nutzungsrechte, um diese Inhalte überhaupt erst an andere SUBS Nutzer innerhalb der Plattform zeigen zu dürfen. Auf unserer neuen Website zeigen wir übrigens öffentlich nutzergenerierte Inhalte, das ist aber mit dem jeweiligen Urheber klar im Voraus individuell besprochen und abgesegnet worden.

Zu guter Letzt, möchtest du den Lesern dieses Interviews noch etwas mitgeben?

Ich glaube, unsere Gesellschaft macht gerade einen Paradigmenwechsel durch. Es werden immer mehr Startups aufkommen, die ihre Verantwortungen etwas anders gewichten als herkömmliche Konzerne. Unternehmen sollten ihre Verantwortung nicht einzig bei der Bereicherung ihrer Shareholders sehen. Wir haben alle eine Verantwortung zu tragen gegenüber unseren Mitmenschen und Team-Kameraden, gegenüber unseren Kunden und Partnern, sowie gegenüber unseren Nachkommen und unsere Umwelt.

Kevin, ich danke dir vielmals und natürlich auch dem ganzen SUBS Team. Vielen Dank für das Interview und vielen Dank, dass ihr euch die Mühe macht, ein solch tolles Netzwerk auf die Beine zu stellen.

www.subs.tv

SUBS findet ihr übrigens auch auf Instagram unter @subs.tv