06.01.2018
Von einer vergessenen Leidenschaft - Wie ich 2017 die Fotografie wieder entdeckt habe.
Eigentlich war es sogar Ende 2016, als mir auffiel, dass hier noch meine alte Spiegelreflex-Kamera verstaubt. Eine Olympus E-500, mit Weitwinkel- und Teleobjektiv. Irgendwie hatte ich nun schon fast 9 Jahre die Fotografie komplett vergessen. Klar, hier und da ein paar Urlaubsbilder habe ich schon gemacht, doch nichts was mehr als ein Erinnerungsfoto wäre. Auf jeden Fall fand ich Gefallen an dem Gedanken, wieder Bilder zu machen. Ich schnappte mir also die Kamera und ging raus vor die Tür.
Die ersten Bilder und ein etwas frustriertes Ich.
Wie schon erwähnt, durchsuchte ich meine Urlaubsbilder nach brauchbarem Material. Dies war fast genauso frustrierend, wie die ersten Bilder, welche ich mit meinem neu gewonnenen Eifer zustande brachte. Ich hatte früher viel über Fotografie gelernt, genauso wie über Bildbetrachtung und Bewertung. Doch wo war all mein Wissen darüber? Es schien ganz so, als ob ich es bei den Urlaubsbildern komplett ignoriert und mittlerweile vergessen habe. Ich war echt frustriert und super genervt. Wie ein riesiger Troll trat mir mein innerer Kritiker mit den Worten “an anderen Bildern Schwächen finden kannst du, aber selbst was Gescheites machen nicht”, in den Magen.
Okay, Challenge angenommen. Ich setzte mir das Ziel wieder ein Auge für Fotografie zu entwickeln. Zu lernen wie Fotos überhaupt gemacht werden. Außerdem wollte ich wissen, ob noch etwas von dem alten Feuer in mir brennt.
Manchmal ist es hilfreich Sachen zu behalten.
Zu meinem Glück hatte ich meine alten Unterlagen noch nicht weggeworfen. Manchmal ist es also doch cool, altes Zeug aufzubewahren. Ich fing also an mir meine Unterlagen durchzusehen, mir YouTube-Tutorials anzuschauen und zu üben. Technisch war ich relativ schnell wieder auf einem Level, welches erstmal OK war. Natürlich wurden die Bilder dadurch nicht viel besser. Ich zweifelte vor allem an meiner Kamera, welche ja nun doch etwas älter war. In Photoshop waren alle Bilder irgendwie unscharf. Natürlich hatte ich auch vergessen, dass die Kamera nur 8 Megapixel hat und dass dies auf einem HD-Screen vielleicht unscharf aussehen könnte. *facepalm
Anyway, nach etwas hin und her, dem Versuch meine Kamera prüfen und justieren zu lassen und etwas mehr Lesestoff wurde mir dann klar, dass meine Erwartungen zu hoch waren. Natürlich war die Qualität der Bilder bei meiner Smartphone-Kamera mit 16 Megapixel augenscheinlich erstmal besser. Ich war so an das Smartphone-Display und dessen Kamera gewöhnt, dass alles was in raw aus meiner Olympus gekommen ist für mich wie absoluter Müll wirkte.
Ein gescheites Postprocessing musste her.
Als ich damals mit der Fotografie aufgehört hatte, war Lightroom noch ein echt grausamer Haufen Software und Photoshop das einzig Gescheite. Hat sich wohl mittlerweile geändert.
Nach meinen ersten Schritten in dem neuen Lightroom erfolgte dann sogleich ein Hilfegesuch über Twitter, mir dieses Lightroom zu erklären.
Das tolle an Twitter ist: Irgendwie sind wir alle ein total bekloppter Haufen (positiv gemeint), der gerne anderen Menschen hilft. So wurde ich an Alex verwiesen, der mir glücklicherweise seine Hilfe angeboten hat. Vermutlich wäre ich sonst auch etwas verzweifelt. Alex hat sich echt viel Zeit für mich genommen, was ich sehr schätze. Ohne ihn wäre ich vermutlich nicht so weit wie ich jetzt bin. Vielen Dank! Btw, schaut auch mal bei @metropol_IMAGES vorbei, es lohnt sich.
Ich lernte viele Lightroom-Basics. Auch meine Erinnerung, wie das mit den Bildern so funktioniert, wurde deutlich aufgefrischt. Das Programm bietet so viele Möglichkeiten. Ich bin daher echt froh, dass es viele YouTube-Tutorials dazu gibt. So zum Beispiel der YouTube Kanal von Travis. Mit Sicherheit kennt ihr auch viele tolle Kanäle, bitte teilt diese doch mit mir! Denn fertig mit lernen bin ich wohl noch lange nicht. Vieles konnte ich auch von Presets anderer Fotografen lernen und durch die Frage, warum sie nun gerade diese Einstellungen verwenden. Der beste Tipp den ich somit weitergeben kann ist: Redet mit anderen Fotografen, lasst euch davon inspirieren warum und wie sie etwas editieren und bleibt offen für neue Ideen.
Meine Ziele und Instagram.
Mir wurde relativ schnell bewusst, dass ich mit meiner alten Olympus nicht das erreichen würde, was ich wirklich möchte. Mein erstes größeres Ziel war daher eine neue Kamera. Ich würde mir diese aber nur kaufen, wenn ich das alte Feuer wieder entfachen kann. Ich merkte relativ schnell, dass ich dabei bleiben würde Bilder zu machen, doch zögerte ich den Kauf der Kamera noch etwas hinaus. Meine Bedenken waren aber unbegründet, denn die Fotografie war schon längst wieder ein recht heftig brennendes Feuer.
Die Wahl der Kamera war relativ schnell erledigt. Nachdem ich bei einer Arbeitskollegin die OM-D E-M10 Mark II gesehen habe und mich etwas über die Kamera informiert hatte, war ich mir sicher. Abgesehen davon, dass diese Kamera total schön ist, passte sie genau in mein Budget und hat viele gute Testergebnisse. Am Ende wurde es dann ein Nachfolgemodell, die OM-D E-M10 Mark II, da dieses zudem noch wassergeschützt ist.
Früher nutze ich Instagram nur für ein paar Snapshots, aber nie wirklich ernsthaft, geschweige denn dass ich mit den Menschen dort wirklich interagierte. Dies alles änderte sich nun und ich lernte wirklich tolle Leute kennen. Leute die mich inspirieren und mit denen ich mich wunderbar über Fotografie und natürlich Instagram selbst unterhalten kann. Die ersten Personen waren wohl icyliu und mybeardandmypenguin.
Vielen Dank für alles, das gilt natürlich für jeden in Instagram, mit dem ich schon persönlich Kontakt hatte!
Mein Ziel bei Instagram waren jedenfalls 500 Follower. Naja, als Ziel würde ich es vielleicht nicht bezeichnen, mehr so ein "wäre ja gelacht wenn ich das nicht hinbekommen würde". Leider hat das so gar nicht hingehauen. Ich bin deswegen aber weder enttäuscht noch frustriert. Die Menschen die ich dort kennenlernen durfte sind so viel mehr wert als die Zahl der Follower.
Whooooot, mein Bild bei einer Ausstellung.
Ganz unerwartet erreichte ich aber ein Ziel, welches ich so gar nicht richtig auf dem Schirm hatte. Ein Bild von mir bei einer Ausstellung. Ich hätte nie daran gedacht, dass eines meiner Bilder in den nächsten Monaten oder in diesem Jahr bei einer Ausstellung landen würde. dasechtefrankfurt machte mit der Foto-Challenge "Kontraste im Bahnhofsviertel" aber genau das möglich.
Mit den Gedanken "lass mal mitmachen" und "ach, in die Ausstellung kommste eh nicht" taggte ich also ein paar Bilder. Das Lustige daran war, dass alle Bilder von denen ich dachte, sie wären perfekt, nicht gewählt wurden. Am letzten Tag der Challenge reichte ich dann noch ein letztes Bild ein. Eine schnelle Retusche in Lightroom und raus damit. Einige Tage später erreichte mich dann die Nachricht, dass mein Bild für die Ausstellung ausgewählt wurde.
Ey, ich kann euch sagen, das war so ein krasser Moment.
Ein Bild von mir, einem nicht mal 1000 Follower starken Profil, von einem totalen Noob, hatte es tatsächlich zu einer Ausstellung geschafft. Ich feiere das immer noch total.
Ich malte mir aber schon aus, dass mich bei der Ausstellung eh jeder ignoriert. Vermutete die Frankfurter Instagram-Szene würde mich mit Sicherheit nicht in ihre Reihen aufnehmen. Das war allerdings ziemlich großer Blödsinn. Und so lernte ich _itsbasti und seb.urb kennen. Ich fühlte mich, als ob ich irgendwo angekommen war.
Ein Jahr Fotografie und nun?
Wie gesagt, das Ziel mit den Followern hab ich nicht erreicht, hier habe ich also noch etwas offen. Doch was mir viel wichtiger ist, ich will neue Leute kennenlernen, neue Ansichten bekommen, neue Ideen entwickeln und neue Freundschaften knüpfen.
Meine erste Challenge für 2018 ist es in die Portrait-Fotografie einzusteigen und zu lernen Menschen zu fotografieren. Zusätzlich werde ich aber auch meinen Stil bei Outdoor- und Stadtbildern verbessern, es gibt so vieles zu entdecken.
Fotografie gibt mir so viel. Fotografieren entspannt mich, leert mir den Kopf und bringt mich geistig zur Ruhe. Fast schon wie eine Meditation. Ich erlebe dadurch so viele freudige Momente, entdecke neue Orte oder neue Blickwinkel. Ich staune wieder über die Welt die mich umgibt, wo ich mich zuvor oft gefragt habe, warum mir alles trist erscheint. Ich lerne wieder anders zu sehen, genauer hinzuschauen und wertzuschätzen. Ich lerne achtsam zu sein, etwas was ich ohnehin für mich selbst lernen will.